Kein Täter werden Leipzig

20.10.2011

Ab dem 19. Oktober 2011 bietet die Leipziger Ambulanz des erfolgreichen Forschungs- und Präventionsprojekts „Kein Täter werden“ Männern mit pädophiler Neigung therapeutische Hilfe unter Schweigepflicht. Die Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel und Sachsens Sozialministerin Christine Clauß unterstützen das Projekt.

Ziel des Präventionsprojektes ist es, Sexualstraftaten an Kindern sowie die Nutzung von
Kinderpornografie bereits im Vorfeld zu verhindern. Männer, die auf Kinder gerichtete sexuelle
Fantasien bei sich feststellen, aber keinesfalls Übergriffe begehen wollen, können sich für eine Therapie
in der Abteilung für Sexualmedizin der Universitätsmedizin Leipzig melden. Das Forschungs- und
Präventionsprojekt startet am 19. Oktober 2011 und wird vom Sächsischen Sozialministerium zunächst
bis Ende 2012 finanziert. Es orientiert sich am gleichnamigen Pilotprojekt, das es seit 2005 an der
Berliner Charité und mittlerweile auch in Kiel sowie in Regensburg gibt.

„Die Arbeit unserer Kollegen aus Berlin, Kiel und Regensburg zeigt, dass dieses Therapieangebot
Menschen mit pädophiler Neigung dabei helfen kann, keine Übergriffe auf Kinder zu begehen“, so Prof.
Dr. Henry Alexander, Leiter des Präventionsprojektes in Leipzig.

„Das Projekt bietet die große Chance, gefährdete Männer zu erreichen, bevor sie aufgrund ihrer
Neigung Missbrauchstaten an Kindern begehen. Tätertherapie ist der beste Opferschutz!", sagte
Christine Clauß, Sachsens Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz, zum Start des
Projekts. Das Sächsische Staatsministerium finanziert das Angebot der Universität Leipzig deshalb mit
etwa 100.000 Euro pro Jahr.

Projektpartner ist die Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel. Geschäftsführer Jerome Braun zu dem
Engagement der Organisation: „Vorbeugende Maßnahmen sind der beste Kinderschutz, dies gilt ganz
besonders für potentielle pädophile Täter. Jede verhinderte Tat schützt ein Kind. Hänsel + Gretel
unterstützt deshalb seit Jahren das bundesweite Forschungsprojekt Kein Täter werden und ab sofort
auch die Therapie von potentiellen Tätern in Sachsen.“

Die Therapie integriert verhaltenstherapeutische und sexualmedizinische Ansätze, die die Möglichkeit
einer medikamentösen Unterstützung beinhalten. Interessenten, die sich um einen der Therapieplätze
bewerben wollen, sollten folgende Voraussetzungen erfüllen: Sie müssen hinsichtlich ihrer pädophilen
Neigung über ein Problembewusstsein verfügen und aus diesem Grund von sich aus und ohne
gerichtlichen Druck therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen wollen. Werden sie in das Projekt
aufgenommen, können sie kostenlos und durch die therapeutische Schweigepflicht geschützt sowohl
eine diagnostische Abklärung ihres Problems als auch therapeutische Unterstützung in Anspruch
nehmen.

Mithilfe einer PR- und Medienkampagne werden Männer, die auf Kinder bezogene sexuelle Impulse
verspüren, auf die vorbeugende Therapiemöglichkeit aufmerksam gemacht. Das Motto der Kampagne
lautet: „Damit aus Fantasien keine Taten werden!“

Professor Henry Alexander bringt das Ziel der Anzeigen und des TV-Spots auf
den Punkt: „Betroffene Männer sollen die Botschaft erhalten „Du bist nicht schuld an
Deinen sexuellen Gefühlen, aber Du bist verantwortlich für Dein sexuelles Verhalten! Es
gibt Hilfe! Werde kein Täter!“

Auf der neuen Internetpräsenz des Präventionsnetzwerks www.kein-taeter-werden.de (Link ist extern) erhalten
Interessierte weitere Informationen und Kontaktdaten zu den Ambulanzen des Projektes in
Deutschland. Betroffene können sich unter der Telefonnummer 0341 9723958 oder der E-Mail-Adresse
dunkelfeld@medizin.uni-leipzig.de (link sends e-mail) an die Ambulanz in Leipzig wenden.