Foto von links: PD Dr. Claudia Subic-Wrana, Prof. Dr. Manfred Beutel, Ministerin Bätzing-Lichtenthäler, Jens Wagner, Barbara Schäfer-Wiegand

26.05.2015

Gesundheit
„Kein Täter werden“ - Präventionsprojekt Dunkelfeld startet in Mainz

Ab heute bietet der neue Mainzer Standort des Forschungs- und Präventionsprojekts Dunkelfeld („Kein Täter werden“) Menschen mit pädophilen Neigungen durch die Schweigepflicht geschützte therapeutische Hilfe an. Das Projekt ist an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz angebunden. Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz und die Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel unterstützen das Projekt.

Ziel des Präventionsprojektes ist es, Sexualstraftaten an Kindern sowie die Nutzung von Missbrauchsabbildungen, sogenannte Kinderpornografie, bereits im Vorfeld zu verhindern. Menschen, die auf Kinder gerichtete sexuelle Fantasien bei sich feststellen, können sich für eine Therapie in der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz melden. Das Forschungs- und Präventions-projekt startet am 21. Mai 2015 und wird vom rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium zunächst bis Ende 2016 finanziert. Es orientiert sich am gleichnamigen Pilotprojekt, das es seit 2005 an der Berliner Charité und nun mit Mainz bundesweit an insgesamt elf Standorten gibt, die im Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“ nach gemeinsamen Qualitätsstandards arbeiten.
„Das Projekt bietet auch für Rheinland-Pfalz die große Chance, gefährdete Menschen zu erreichen, bevor sie aufgrund ihrer Neigung Missbrauchs- taten an Kindern begehen. Eine Behandlung potenzieller Täter ist der beste Opferschutz", unterstrich Ministerin Bätzing-Lichtenthäler zum Start des Projekts. Das rheinland-pfälzische Ministerium fördert das Angebot der Universitätsmedizin Mainz im ersten Jahr mit 50.000 Euro. Das Bischöfliche Ordinariat Mainz hat eine finanzielle Zuwendung für den Aufbau des Standortes zugesagt.

„Die Arbeit unserer Kollegen aus dem Verbund zeigt, dass dieses Therapieangebot Menschen mit pädophiler Neigung dabei helfen kann, keine Übergriffe an Kindern zu begehen“, so Univ.-Prof. Dr. Manfred Beutel, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz. Diese Einschätzung teilt Jens Wagner, Pressesprecher des Präventionsnetzwerks „Kein Täter werden“: „Die bisherigen Erfahrungen im Präventionsnetzwerk belegen, dass Menschen mit pädophiler Neigung über eine qualifizierte Medien-kampagne mit begleitender Öffentlichkeitsarbeit für eine präventive Therapie erreichbar sind. Wir wissen, dass durch die Therapie missbrauchs-begünstigende Einstellungen und Verhaltensweisen - zum Teil mit medikamentöser Unterstützung - erheblich gesenkt werden können und dadurch sexuelle Übergriffe verhindert werden, so Wagner.

Projektpartner ist die Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel. Deren Vorsitzende Barbara Schäfer-Wiegand begründet das Engagement der Organisation: „Vorbeugende Maßnahmen sind der beste Kinderschutz, dies gilt ganz besonders für potentielle pädophile Täter. Jede verhinderte Tat schützt ein Kind. Hänsel + Gretel unterstützt deshalb seit Jahren das bundesweite Forschungsprojekt „Kein Täter werden“ und ab sofort auch Hilfsangebote für potentielle Täter in Rheinland-Pfalz.“

Das im Netzwerk erprobte Präventionsprogramm integriert psychotherapeutische und sexualmedizinische Ansätze und beinhaltet die Möglichkeit einer medikamentösen Unterstützung. An einer Teilnahme Interessierte sollten hinsichtlich ihrer pädophilen Neigung über ein Problembewusstsein verfügen und deshalb von sich aus und ohne gerichtliche Auflagen therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Werden sie in das Projekt aufge-nommen, können sie kostenlos und durch die therapeutische Schweigepflicht geschützt sowohl eine diagnostische Abklärung ihres Problems als auch therapeutische Unterstützung in Anspruch nehmen. Betroffene können sich ab sofort an die Präventionsambulanz der Klinik für Psycho-therapie und Psychosomatik der Universitätsmedizin Mainz wenden unter der Telefonnummer 06131 892 8783 oder per Mail an: praevention-
pt@unimedizin-mainz.de (link sends e-mail).

Seit dem Start des Projektes 2005 in Berlin werden Männer, die auf Kinder bezogene sexuelle Impulse verspüren, mithilfe einer PR- und Medien-kampagne auf die vorbeugende Therapiemöglichkeit aufmerksam gemacht. Das Motto der Kampagne lautet: „Damit aus Fantasien keine Taten werden!“ PD Dr. Claudia Subic-Wrana, Leitende Psychotherapeutin der Mainzer Klinik und klinisch für das Projekt verantwortlich, bringt das Ziel der Anzeigen und des TV-Spots auf den Punkt: „Betroffene Männer sollen die Botschaft erhalten ‘Du bist nicht schuld an Deinen sexuellen Gefühlen, aber Du bist verantwortlich für Dein sexuelles Verhalten!‘ Es ist ihre Verantwortung, Hilfe zu suchen, um nicht zum Täter zu werden!“

Der Kinospot „Kein Täter werden“ wird ab dem 21. Mai rund vier Wochen lang und jeweils ab 18 Uhr in 18 Kinos in Rheinland-Pfalz sowie in Wiesbaden und Mannheim laufen.

Auf der Internetpräsenz des Präventionsnetzwerks www.kein-taeter-werden.de (Link ist extern) erhalten Interessierte weitere Informationen und Kontaktdaten zu den Ambulanzen des Projektes in Deutschland.
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Pressekontakt für das Präventionsnetzwerk:
Jens Wagner, Tel. (030) 450 529 307, Fax -992
E-Mail: jens.wagner@charite.de (link sends e-mail)

Pressekontakt für den Standort Mainz:

Barbara Reinke, Stabstelle Kommunikation und Presse Universitätsmedizin Mainz, Telefon 06131 17-7428, Fax 06131 17-3496, E-Mail: pr@unimedizin-mainz.de (link sends e-mail)