Kindesmissbrauch überall in Deutschland

Jetzt nicht länger reden. Auch die aktuellen Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs gleichen einer Pandemie. Diesen grausamen Taten muss mit kompetenter Prävention, beginnend in der Kita, bis hin zu konsequenter Strafverfolgung begegnet werden.

Wieder einmal betonen die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung, wie betroffen sie die aktuell aufgedeckten Taten in Münster machen. Wenn wir sexuellen Missbrauch in der realen und der digitalen Welt verhindern wollen, reicht das leider nicht aus. Ja, es ist wichtig, Kinder zu stärken aber verantwortlich sind ausschließlich die Erwachsenen. Die Polizei muss personell und technisch aufgerüstet werden, Gerichte müssen schneller arbeiten können und Fachstellen besser ausgestattet sein. Zudem müssen alle Akteure noch besser vernetzt arbeiten. Und vor allem muss Betroffenen erst geglaubt und dann geholfen werden.

In Schule und Kita sollte endlich verpflichtend Prävention durch gute Fachleute umgesetzt werden. Schulen und Kitas müssen jederzeit handlungsfähig sein, wenn ein konkreter Verdacht auftritt. Die Gesellschaft als Ganzes sollte sich endlich bewusst werden, wie verbreitet Missbrauch ist. Weitaus mehr Kinder sind betroffen, als Täter angezeigt werden oder sich der Bürger gerne vorstellen mag. Pro Schulklasse sind etwa zwei Kinder betroffen. Es ist notwendig, dass nicht nur die Eltern, sondern das ganze soziale Umfeld wachsamer wird und sich von der verbreiteten Annahme: „so etwas gibt es bei uns nicht“ endgültig verabschiedet. Lügde, Würzburg, Münster, die Liste der realen Tatorte ist so lang wie das Postleitzahlenverzeichnis.

„Sexuelle, körperliche und seelische Gewalt an Kindern in Deutschland ist facettenreich grausam und bisweilen erschreckend professionell organisiert, was der Serverraum der Münsteraner Gartenlaube zeigt“, sagt Jerome Braun, von der Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel. Braun weiter: „Kindesmissbrauch ist eine Pandemie, die nur durch eine echte Koalition all derer eingedämmt werden kann, die in Forschung und Praxis -legitimiert durch die Politik- national und regional vor Ort zusammenwirken, damit Kinder besser geschützt werden“, Braun ergänzt: „dazu gehören auch qualifizierte und flächendeckende Maßnahmen der Täterprävention“.

Die Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel und das Petze Institut aus Kiel setzen unter der Schirmherrschaft von Bundesministerin Franziska Giffey den gemeinsamen Kita-Präventionsplan „Starke Kinder Kiste!“ um, mit dem Ziel, 5.000 Kitas und damit 500.000 Kinder in Deutschland zu erreichen. Ganz aktuell warten 100 bereits durch Sponsoren finanzierte „Starke Kinder Kisten“ im Wert von insgesamt 230.000 Euro auf die Bewerbungen der Kitas.

„Drei oder vier Kitas teilen sich eine gesponserte Kiste und holen sich damit ein umfassendes auf Kinder und deren Bedürfnisse zugeschnittenes und bewährtes Präventionsprogramm in die Kita. Zudem werden Fachkräfte ermutigt hinzusehen, kompetent zu helfen und ‚nebenbei‘ wird das Schutzkonzept mit Leben gefüllt. Die „Starke Kinder Kiste!“ ist der frühste Schritt der gegangen werden kann. Aus fachlicher Sicht muss das systematisch geschehen, damit Kinder direkt in der Kita und in der Familie gestärkt werden“, erläutert Ursula Schele von Petze.

„Wir wollen die „Starke Kinder Kiste!“ und das damit verbundene ‚Echte Schätze Präventionsprogramm‘ allen Kitas in Deutschland als freiwilliges Projekt ans Herz legen. Melden sie sich, bevor noch mehr Kinder verloren gehen. Mit Nachdruck fordern wir auch die Politik auf, endlich eine gesetzliche Verpflichtung für die Prävention von Kita bis Oberstufe zu realisieren. Prävention, die alters- und entwicklungsgerecht angepasst an die konkreten Gefahren ist, denen potenziell alle Mädchen und Jungen nicht nur in Münster, sondern überall ausgesetzt sind“ betonen Jerome Braun und Ursula Schele gemeinsam.

 

Bewerbungsunterlagen für Kitas um eine der aktuell 100 kostenlos zur Verfügung stehenden „Starke Kinder Kisten!“ zu erhalten unter: www.starkekinderkiste.de