Mit Hilfe von Hänsel+Gretel den Kinderschutz verbessern
Die Baby-Sprechzeit der Kinderschutzambulanz am Ortenau Klinikum erhält eine festinstallierte Videoanlage
Offenburg, 29. Oktober 2019 - Um Familien besser unterstützen und beraten zu können, hat die Kinderschutzambulanz am Ortenau Klinikum in Offenburg eine technisch hochwertige, festinstallierte Videoanlage in einem Therapieraum für ihre Baby-Sprechzeit eingerichtet. Ortenau Klinikum-Geschäftsführer Christian Keller, Verwaltungsdirektor Mathias Halsinger, sowie Chefarzt Dr. Stefan Stuhrmann und der Geschäftsführer der Stiftung Hänsel+Gretel, Jerome Braun, übergaben die Anlage heute ihrer Bestimmung und stellten sie der Öffentlichkeit vor. Mit einer Summe von 15.000 Euro hat die Stiftung Hänsel+Gretel den Löwenanteil der Finanzierung der Anlage übernommen.
„Wir sind davon überzeugt, dass die Beratungs- und Therapiearbeit der Kinderschutzambulanz durch die Einrichtung eines Videoraums noch besser und zielgerichteter sein wird. Dadurch werden Kinder besser geschützt und erhalten die Chance auf ein gesundes und gewaltfreies Aufwachsen“, betonten Geschäftsführer Keller und Verwaltungsdirektor Halsinger. Beide dankten der Stiftung Hänsel+Gretel für die großzügige Spendenbereitschaft.
Für den Ärztlichen Leiter der Kinderschutzambulanz, Dr. Stefan Stuhrmann, liegen die Vorteile der Video-Technik auf der Hand. „Die Beobachtung der Eltern-Kind-Interaktion liefert viele wertvolle Hinweise auf die Ursachen von Verhaltensauffälligkeiten bei Säuglingen und Kleinkindern“, so der Kinderarzt. Mithilfe von Videobeobachtungen könnten die Eltern das eigene Verhalten, aber auch das ihrer Kinder zeitlich unabhängig reflektieren. Nicht selten würden die Feinzeichen der kindlichen Kommunikation im hektischen Alltag von den Eltern übersehen oder aufgrund eigener Belastungen nicht gesehen, berichtete die Kinderärztin und Kinderschutzambulanz Mitarbeiterin Ana Bela Alves-Kardel.
Für Ulrich Böttinger, Amtsleiter für Soziale und Psychologische Dienste beim Landratsamt Ortenaukreis, ist die Baby-Sprechzeit ein besonderer Baustein des präventiven Kinderschutzes im Rahmen der „Frühen Hilfen“. „Mit der qualitativ verbesserten Arbeit der Baby-Sprechzeit wird der bundesweit sehr gute Ruf des Projekts weiter an Ansehen gewinnen“, so Böttinger. Neben der erheblichen finanziellen Förderung der „Frühen Hilfen“ durch den Kreis seien Spenden beispielsweise für besondere Ausstattungen notwendig und sehr willkommen.
Die Stiftung Hänsel+Gretel setzt sich seit 1997 bundesweit von Karlsruhe aus für den Kinderschutz ein und entwickelt eigene Projekte, die inzwischen in ganz Deutschland wirken und zum Teil Pioniercharakter haben. „Für unsere Stiftung macht die Kooperation mit dem Klinikum Ortenau und der Baby-Sprechzeit sehr viel Sinn, denn Missbrauch und Gewalt an Kindern zu verhindern gelingt am besten durch frühe Prävention in Kitas, in Schulen, in Sporteinrichtungen und eben auch in Familien, wo man direkt Einfluss nehmen kann. Wenn dann die technischen Möglichkeiten dazu beitragen können, dass beispielsweise belastete Eltern in die Reflexion des eigenen Verhaltens kommen, ist das die beste Prävention“, sagt Jerome Braun, Geschäftsführer der Stiftung.
Mit dem präventiven Angebot der Baby-Sprechzeit soll eine Überforderung und in der Folge eine eventuelle Gefährdung von sogenannten Schreibabys (0-3 Jahre) erkannt und verhindert werden. Das Angebot ist für die Betroffenen kostenfrei und kann unabhängig von Einkommen und sozialem Status von allen Familien im Ortenaukreis in Anspruch genommen werden. Die Kinderschutzambulanz ist die einzige Institution dieser Art in Südbaden und ist damit Vorbild für andere Regionen im Land.
Im Gegensatz zu der bisher eingesetzten Handkamera, die Eltern und Kinder oft ablenkte, ermöglichen die erweiterten technischen Funktionen, die gute Bild- und Tonqualität, die viel unauffälligere Anbringung der Kameras und die Auswertungssoftware des Systems eine qualitativ bessere Beratung. Die Berater können Beratungsinhalte durch die Eltern-Kind-Aufnahmen schneller und für die Eltern eindrücklicher und verständlicher vermitteln.
Die finanzielle Förderung durch die Stiftung Hänsel+Gretel in Höhe von 15.000 Euro, wovon 2.500 Euro von Cytolab - Zytologisches Labor Dr. Weinschenk und Kollegen stammen, konnte für die Ausstattung des Therapieraumes der Baby-Sprechzeit der Kinderschutzambulanz eingesetzt werden. Weitere Spenden weiterer Förderer haben zur Deckung der Gesamtkosten beigetragen.