22.11.2018

Video-Technik für besseren Kinderschutz: Stiftung Hänsel+Gretel ist Partner der Kinderschutzambulanz des Ortenau Klinikum und für die Ausstattung der Baby-Sprechzeit mit Video-Technik verantwortlich.

 

Die Kinderschutzambulanz am Ortenau-Klinikum wurde 2009 als Teil der „Frühen Hilfen“ gegründet. Das Aufgabengebiet umfasst die Beratung von Familien mit Säuglingen und Kleinkindern mit Regulationsstörungen bis zu einem Alter von 3 Jahren, die Begleitung und Beratung von gewaltbetroffenen Kindern und Jugendlichen aller Altersgruppen und deren Familien, sowie die Begleitung substituierter und drogenabhängiger Eltern in der Schwangerschaft und deren Neugeborenen. Die Kinderschutzambulanz arbeitet niedrigschwellig und kostenfrei.

Unter dem Begriff „frühkindliche Regulationsstörungen“ fasst man Verhaltensauf-fälligkeiten bei Säuglingen und Kleinkindern zusammen, die sich in übermäßigem Schreien, Ein- und Durchschlafstörungen, exzessivem Klammern oder Trotzen äußern. Diese gehen in der Regel mit einer großen familiären Belastung einher.

Bleibt die Regulationsstörung unbehandelt ist das Risiko hoch, dass es zu einer negativen Entwicklung in der Eltern-Kind-Interaktion kommt. Eine Störung der emotionalen Entwicklung des Kindes kann die Folge sein. Es ist bekannt, dass dysregulierte Kinder ein hohes Risiko haben, aufgrund elterlicher Überforderung misshandelt zu werden.

Mit einer frühzeitigen Beratung und Intervention kann dieses Risiko minimiert und eine Kindeswohlgefährdung verhindert werden. In der Baby Sprechzeit wird psycho-dynamisch-interaktionell gearbeitet, d.h. die Störung wird im Familienkontext behandelt. Die Beobachtung der Eltern-Kind-Interaktion liefert viele wertvolle Hinweise auf die Gesamtproblematik und ist auch Ansatz für die Interventionen. Neben der Berücksichtigung der elterlichen Befindlichkeiten und biografischen Belastungen, geht es darum, den Eltern praktische Hilfestellungen an die Hand zu geben, die es ihnen zu Hause ermöglichen, neue positive Verhaltensweisen einzuüben. Die Ausstattung der Räumlichkeiten erlaubt es in den Sitzungen Schlaf- oder Fütterinterventionen zu begleiten. Dies erleichtert den Eltern das Gelernte in der gewohnten Umgebung umzusetzen.

Mithilfe von Videobeobachtungen können die Eltern das eigene Verhalten aber auch das ihrer Kinder zeitlich unabhängig reflektieren. Nicht selten werden die Feinzeichen der kindlichen Kommunikation im hektischen Alltag von den Eltern übersehen oder aufgrund eigener Belastungen nicht gesehen. Sie können diese beim Abspielen einer Videosequenz wieder wahrnehmen. Dieser Perspektivenwechsel kann wichtige neue Impulse in der Eltern-Kind-Beziehung setzen. Je früher den Eltern eine Beratung / Psychotherapie zugänglich gemacht wird, desto eher können negative Auswirkungen auf das kindliche Verhalten und damit auf dessen Persönlichkeitsentwicklung verhindert werden.

Eine festinstallierte Ausstattung zur videogestützten Arbeit mit den Familien beinhaltet spezielle Kameras, Rechner und eine Auswertungssoftware.

An dieser Stelle kommt die Stiftung Hänsel+Gretel ins Spiel. Das erste Stiftungs-projekt war die Einrichtung kindgerechter Video-Anhörungszimmer, die bis heute an 35 Standorten in Deutschland Kinder vor Mehrfachbefragungen bewahren. Die zwingende Notwendigkeit, Anhörungen von Kindern die Opfer von Gewalt und Missbrauch wurden zu minimieren und so schonend wie möglich zu gestalten, haben die Stiftung zum Vorreiter bei Video-Anhörungszimmern in Deutschland gemacht. Mehrere tausend Kinder konnten von unseren Zimmern bei Polizei und Justiz eingerichtet, profitieren.

Die technischen Möglichkeiten bieten heute neue Beratungs- und Therapieformen, die betroffenen Kindern und Familien helfen. Wir sind davon überzeugt, dass die Arbeit der Baby-Sprechzeit der Kinderschutzambulanz durch die Einrichtung eines Videoraumes eine enorme Verbesserung der Beratungs- und Therapiearbeit leistet. Dadurch werden Kinder besser geschützt und erhalten die Chance auf ein gesundes und gewaltfreies Aufwachsen.   

 

Benötige Spenden: 15.000 Euro