Eine knallrote Kiste für starke Kinder
Evangelische Kitas erhalten Material für ein Präventionsprojekt
„Diese Kiste ermöglicht den pädagogischen Fachkräften in Kitas einen einfachen und positiv besetzten Zugang zum Thema“, sagt Kathrin Linde. Die Familientherapeutin und Fachberaterin für Kindertagesstätten spricht von der „Starke Kinder Kiste!“, die an diesem Tag in der evangelischen Kindertagesstätte der St.-Paulus-Kirchengemeinde in Langenhagen vorgestellt wird.
Knallrot ist diese Kiste, aus stabilem Metall und mit einem kräftigen Riegel – wie es sich für eine Schatzkiste eben gehört. Im Innern finden sich ein großes, kuscheliges rotes Herz, eine gold-glänzende Flüstertüte, zwei Magnettafeln mit gezeichneten Bildern eines Mädchens und eines Jungen, eine STOP-Kelle, Plüschkatze Kim und zwei Stoffsäcke – bunt und leicht der eine, schwarz und schwer der andere. Begleitmaterial und viele Exemplare des Mini-Buches „Echte Schätze!“ vervollständigen den Inhalt.
Die „Starke Kinder Kiste!“ ist Teil eines bundesweiten Präventionsprogramms der Deutschen Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel, mit dem Mädchen und Jungen in Kindertagesstätten gestärkt werden sollen. „Aktuell arbeiten schon mehr als 350 Kitas in zwölf Bundesländern mit dieser Kiste“, sagt Jerome Braun, Geschäftsführer der Deutschen Kinderschutzstiftung, der per Video die Vorstellung des Programms in der St.-Paulus-Kita begleitet. Ab sofort gehören auch die 13 Kitas in Trägerschaft des Kirchenkreises Burgwedel-Langenhagen dazu: Sechs der knallroten Kisten kommen hier zum Einsatz; jeweils zwei oder drei Einrichtungen tun sich für den Einsatz des Materials zusammen.
Kathrin Linde wurde vor einiger Zeit auf das Präventionsprogramm, das Kinder vor sexuellem Missbrauch schützen soll, aufmerksam und beschäftigte sich intensiv damit. „Das Programm verfolgt das Ziel, das Selbstwertgefühl von Kindern zu stärken und ihnen einen positiven Zugang zu den Themen, die damit zusammenhängen, zu vermitteln“, erklärt sie. So lernen Kinder in der Beschäftigung mit dem großen roten Herzen, ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen und ihnen zu vertrauen; auf den Magnettafeln können sie kennzeichnen, an welchen Körperstellen Berührungen angenehm und wo sie nicht gewollt sind; die Flüstertüte steht symbolisch für die Möglichkeit, sich Hilfe zu holen und die beiden Stoffsäcke für die leichten, „guten“ und die schweren, „schlechten“ Geheimnisse.
Bereits seit 2018 wurden im Rahmen eines regionsweiten Schutzkonzeptes in allen evangelischen Kitas im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen individuelle sexualpädagogische Konzepte entwickelt. „Mit dem Einsatz der ‚Starke Kinder Kiste!‘ gehen wir jetzt den Schritt von der Theorie in die Praxis und in die Anwendung unserer Konzepte“, sagt Lars Arneke, pädagogische Leitung der Kitas in Trägerschaft des Kirchenkreises. Er ist sehr froh darüber, dass die in Zeiten von Fachkräftemangel und Corona ohnehin stark geforderten Mitarbeitenden in den Kitas jetzt eine konkrete und positive Zugangsmöglichkeit zum Thema an die Hand bekommen haben. „Mit dieser Kiste haben wir schöne Gestaltungsmöglichkeiten bekommen“, sagt auch Alexandra Grabner, stellvertretende Leiterin der St.-Paulus-Kita.
„Mit den Kisten verfolgen wir einen partizipativen, also Kinder einbindenden und ganzheitlichen Ansatz“, erklärt Jerome Braun einen weiteren Aspekt. „Einbezogen werden nicht nur Kita-Kinder, sondern auch deren Familien und die Mitarbeitenden in den Einrichtungen.“ So wird es Schulungen für die pädagogischen Fachkräfte und Elternabende geben; die Verbindung in die Familien wird darüber hinaus durch das Mini-Buch, das jedes Kind als Geschenk bekommt, und weiteres Material hergestellt.
Dank der Förderung durch die Deutsche Kinderstiftung Hänsel+Gretel konnte der Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen drei Kisten anschaffen; drei weitere wurden aus Kirchenkreismitteln finanziert. Weitere Informationen zu dem Präventionsprogramm sind auf www.starkekinderkiste.de zu finden.